Meine einstellung über das Leben

Wenn Du etwas tust, dann tue es mit Deinem ganzen Herzen.

Der Grund dafür, dass ich so spät mit dem Boxen angefangen und dennoch als Quereinsteigerin erfolgreich sein konnte, ist meine Leidenschaft für den Sport und mein Motto, dass wenn man etwas tut, es mit dem ganzen Herzen tun sollte. Dies gilt für das private als auch sportliche Umfeld.

Dabei geht es sowohl um den Fokus und Achtsamkeit, aber auch, dass man Dinge mit Freude macht. Wir entscheiden jeden Tag aufs Neue, mit welcher Einstellung wir an Dinge herangehen. Ich kann Ziele mit Freude oder Verbissenheit oder Widerwillen angehen. Da ich an das Gesetz der Anziehung glaube, ist meiner Meinung nach der erste Weg, der mich zum Ziel führt und dabei auch deutlich mehr Spass macht. Unsere eigenen Gedanken und Emotionen beeinflussen unsere Einstellung und unser Schicksal.

Gedanken haben eine Kraft.

Ich glaube daran, dass Gedanken eine Energie haben. Gedanken haben eine Wechselwirkung mit den Gedanken anderer Menschen und vor allem haben unsere Gedanken eine Auswirkung auf unser Schicksal:

„Der Mensch sät einen Gedanken und erntet eine Handlung.

Er sät eine Handlung und erntet eine Gewohnheit.

Er sät eine Gewohnheit und erntet einen Charakter.

Er sät einen Charakter und erntet ein Schicksal.“

(Swami Sivananda)

Ich persönlich kenne keinen einzige erfolgreichen Menschen, der Pessimist ist. Wer ein Optimist ist, hält sich nicht lange mit Steinen auf dem Weg auf, sondern räumt sie weg und geht weiter. Er wird immer eine Lösung finden, da er stets mit Positivem und seinen Zielen verbunden ist. Ich glaube an das Gesetz der Anziehung und dass wir mit unseren Gedanken unser Schicksal bestimmen.

Es geht aber nicht nur um die Erreichung von Zielen, sondern eine prinzipielle Lebenseinstellung. Wir entscheiden jeden Tag aufs Neue, ob wir glücklich sind. „Happiness is a decision. You are as happy as you decide to be“. Und da Gedanken m.M. nach einen Einfluss haben auf andere Menschen, so kann man mit seinen eigenen Gedanken anderen Menschen helfen.

Das Glas ist immer halbvoll.

„Alles im Leben hat seine 2 Seiten“ oder „die andere Seite der Medaille“- dies sind Sprüche, die Personen aus meinem Umfeld schon sehr oft gehört haben, da ich dies wirklich oft sage. Damit meine ich- um der Einfachheit in schwarz weiss zu reden- dass selten etwas nur Positives oder nur Negatives hat. „Positiv“ und „Negativ“ ist dabei nicht wortwörtlich gemeint. So kann ein Glas mit einem Fassungsvermögen von 250 ml und einem Inhalt von 125 ml sowohl halbvoll oder halbleer sein. Es kann regnen und wir können nicht im Garten sitzen, aber die Blumen freuen sich über das Wasser. Ich breche mir meine Hand bei einem Kampf und kann eine Weile mit rechts nicht boxen. Aber ich kann die linke Hand trainieren und eine starke Führhand bekommen (wichtiges taktisches Hilfsmittel im Boxen) und Dinge trainieren, für die ich mir sonst zu wenig Zeit nehme.

Die Art und Weise die Welt so zu betrachten hilft mir in vielen Dingen. Zum einen sehe ich positive Aspekte einer scheinbar rein negativen Situation. Um bei dem Beispiel der gebrochenen Hand zu bleiben: es wäre ja auch möglich einen Nervenzusammenbruch zu kriegen, sich nur mit den negativen Aspekten des Unfalls zu betrachten, sich folglich eine Schwäche einzureden (wie kann ich den Trainingsausfall wieder einholen) und was in weniger Selbstvertrauen resultiert. Dieses geringe Selbstvertrauen führt dazu, dass ich vielleicht den kommenden Kampf verliere, meine WM-Titel sind weg und ich denke nur daran, dass ich schwach bin und dieser Unfall eine große Auswirkung auf meine sportliche Laufbahn hat.

Oder ich sehe es so, dass ich nun Zeit habe Dinge zu trainieren, die vielleicht sonst zu kurz kommen und ich so meinen Körper komplettiere. Ich komme nicht als die gleiche Nicole zurück, sondern als eine neue Athletin, die neue Stärken bzw. Waffen hat.

Zum anderen hilft es mir Dinge immer in Relation zu sehen und von einem schwarz-weiss-Denken wegzukommen. Wir Menschen tendieren dazu alles in Schubladen zu packen um Sachverhalte zu vereinfachen, aber das Leben besteht nicht aus Schubladen, sondern ist relativ.

Dieses Denken hilft es mir Negativität aus meinem Leben zu minimieren. Jammern ist eine destruktive Energie, die kaum Platz in meinem Leben hat. Ich glaube wie gesagt an das Gesetz der Anziehung und bin stets mit positiven Dingen verbunden.

Schubladen auflösen und vernetzt denken

Das Leben besteht nicht nur aus ENTWEDER- ODER. Es besteht auch aus UND und NICHT.

Wie bereits beschrieben tendieren wir Menschen dazu, alles in Schubladen zu packen. Dies dient hauptsächlich der Vereinfachung, um Denkprozesse zu vereinfachen (unser Gehirn versucht so ökonomisch wie möglich zu arbeiten), als auch um Kommunikation zu vereinfachen. „Was gefällt Dir besser- Boxen oder Tanzen?“; „Wo ist es schöner- Österreich oder Deutschland?“ „Wer sind die besseren Führungskräfte- Männer oder Frauen?“.

Oft geht es einher mit Denken in Hierarchien „Brauchst Du mich mehr oder ich Dich mehr?“ „Wer steht über über wen- hast Du gerade mehr Macht oder ich?“. Wenn wir so denken, engen wir unser Denken ein und beschneiden uns in unseren Möglichkeiten. Bei z.B. einer Kooperation braucht keine Seite den anderen wirklich. Aber wenn beide Seiten vernetzt denken, kann vielleicht eine Win-Win-Situation für beide Seiten entstehen.

Mich zieht es u.a. zum Zen-Buddhismus hin, da es darum geht, das Denken in Schubladen aufzubrechen.

Alles im Leben steht in Relation und hat eine Wirkung aufeinander.

Life is about choices.

Als ich mein „bürgerliches Leben“ als Managerin hingeschmissen habe, um Boxerin zu werden, haben die meisten mit dem Kopf geschüttelt. Viele sagten, es sei total der Schwachsinn. Menschen, die als Lebenskonzept vielleicht Sicherheit oder Wohlstand im Fokus hatten, konnten nicht verstehen, dass ich in dem Moment, als ich die Früchte der Samen ernten konnte, die ich jahrelang gesät habe, alles hingeworfen habe, um nochmal komplett von vorne zu beginnen. Sie haben also mein Leben mit ihrem persönlichen Lebenskonzept beurteilt, obwohl mein Lebenskonzept wahrscheinlich anders ist.

Gerne frage ich Menschen wie sie Erfolg definieren und die Antworten sind immer sehr unterschiedlich, da jeder Mensch ein anderes Lebenskonzept hat. Daher sollten wir auch nicht über das Leben anderer urteilen, denn wahrscheinlich passen seine Handlungen exakt zu seinem Lebenskonzept. Alle Menschen sind unterschiedlich und dies ist auch gut so.

Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper.

Der Leistungssport hat meine Priorisierungen ziemlich verändert und dafür bin ich dem Sport sehr dankbar. Ganz oben steht für mich die körperliche und geistige Gesundheit, wobei meine Betrachtungsweise über Themen wie z.B. gesunde Ernährung sich ebenfalls stark verändert haben. Mir war klar, dass wenn ich mit 32 Jahren mit dem Leistungssport beginne, ich an vielen Stellschrauben drehen muss und mir erschien es nur logisch, dass eine optimale Ernährung im Zusammenhang mit meiner Leistungsfähigkeit steht. Ausserdem möchte ich noch viele Jahre Wettkämpfe bestreiten, so dass ich meinen Körper hege und pflege. Viele empfinden es asketisch wie ich lebe, aber so betrachte ich es nicht. Im Laufe der Jahre wurde mein Lebensstil immer gesünder (z.B. habe mich 3,5 Jahre sogar nur von Obst ernährt), so dass ich meist gar nichts anderes essen will und wenn ich mal Lust auf etwas anderes habe, dann esse ich das auch. Im Leben sollte alles mit Freunde und Leichtigkeit und nicht mit Zwang passieren. Natürlich ist Disziplin beim Sport das A und O, allerdings ist für mich Disziplin „etwas tun müssen“, mein Leben und Mindset besteht allerdings aus „etwas tun wollen“, womit wir schon zum Thema mentale Gesundheit kommen.

Geist und Körper sind dabei für mich eine Einheit. Sowohl unsere Gedanken als auch unsere Ernährung beeinflussen unseren Körper als auch umgekehrt.

Grenzen gibt es nur im Kopf.

„Wie lange ich noch Wettkämpfe bestreite“- diese Frage bin ich schon gestellt bekommen, als ich gerade erst angefangen habe. Viele denken sehr einfach und geben wieder, was sie beobachten, da die meisten Sportler zwischen 30 und 40 Jahren ihre Karriere beenden. Was die meisten allerdings vergessen- mein Trainingsalter ist ja noch recht jung. Wenn ein Fussballer mit 4 Jahren beginnt und Mitte 30 ist, dann hat er seinen Sport schon über 30 Jahre betrieben. Ich hingegen betreibe meinen Sport erst seit einem Jahrzehnt- meinen Fall gibt es eigentlich noch gar nicht :-) Natürlich beobachte ich Boxer und Boxerinnen, die im hohen Alter bis ca. 50 Jahre noch Leistung bringen. Wenn man seinen Körper hegt und pflegt (mit einem wie beschriebenen jungem Trainingsalter) ist sehr vieles möglich. Wer weiss, vielleicht stelle ich neue Rekorde auf;-)

Das Wichtigste ist, dass man mit dem Herzen bei dem Sport ist, daraus ergibt sich alles Weitere.